Montag, 19. November 2012

Ich hab einen an der Klatsche...

"Hallo, ich heiße NPunkt und ich habe Agoraphobie."

Agorawas? Agoraphobie. Ich habe Platzangst. Nicht die Art von Platzangst, wie man sie im alltäglichen Sprachgebrauch definiert, als Angst vor engen Räumen, sondern eine Agoraphobie ist eigentlich genau das Gegenteil. Sie definiert sich als Angst vor weiten Plätzen. Symptomatisch für die Agoraphobie sind starke Angstgefühle, die bei Verlassen des Schutzraumes auftreten und den Betroffenen zur Flucht animieren und in der Folge zur Vermeidung eben solcher angstbesetzten Situationen. In den heftigsten Fällen können Betroffene ihre Wohnung nicht mehr verlassen.

Aber nun mal genug Fachchinesisch. Was ist denn jetzt los mit mir? Wer schon länger meinen Blog verfolgt, wird schon des Öfteren von Krankheit und gesundheitlichen Problemen gelesen haben. Und es ist an der Zeit, einfach mal offen auszusprechen, was los ist: ich habe einen an der Klatsche. Jetzt empört euch nicht, ich als Betroffene darf das sagen. 

Schon seit meinem 16. Lebensjahr sind Ängste und Panikattacken meine mehr oder weniger treuen Begleiter. Es gibt Phasen, in denen bin ich fast angstfrei und kann ohne Probleme die ganze Welt bereisen und es gibt eben Phasen, in denen der Gang zur Post oder in den Supermarkt schon eine totale Herausforderung sind. In diesen Phasen lösen schon allein die Gedanken an einen bevorstehenden Einkauf Beklemmungen, Herzrasen, Luftnot, eben Angst hervor. Fühle ich mich stark genug, gehe ich dagegen an, in dem ich meinen Arsch hochkriege und einfach mache, was ich gerade machen will. Es gibt aber auch Phasen, in denen geht es einfach nicht. Da sitze ich dann nur zu Hause und hoffe, dass sich die Angst irgendwann jemand Anderen sucht und mich endlich in Ruhe lässt. 

Angsterkrankungen sind gerade bei Frauen gar nicht mal so selten. Wenn ich mich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis so umhöre sind dort einige, die damit schon einmal zu tun hatten. Sei es mit Panikattacken, Prüfungsängsten, Phobien jeglicher Art. Das Resultat ist eigentlich immer das Gleiche: frau versucht, die auslösenden Situationen zu meiden. Und das ist eigentlich genau das Falsche, denn Angst vergeht nur, wenn frau sich ihr stellt und lernt, dass selbst in den schlimmsten Angstsituationen eigentlich nichts passiert. Jedenfalls nichts Schlimmes. Angst ist ein äußerst faszinierendes Konstrukt des Körpers um uns zu schützen. Der Herzschlag beschleunigt sich um den Sauerstoff in die Muskeln zu pumpen, die Atmung wird schneller um genügend Sauerstoff zu bekommen, die Muskeln verspannen sich um für die Flucht gewappnet zu sein, sämtliche in diesem Moment unnützen Körperfunktionen werden auf ein Mindestmaß reduziert (z.B. die Verdauung), die Schweißproduktion wird gesteigert um den Körper zu kühlen, die Pupillen weiten sich, all das ist äußerst nützlich und wichtig, fühlt sich aber gelinde gesagt scheiße an. Nicht selten habe ich in solchen Momenten das Gefühl, dass ich den Verstand oder das Bewusstsein verliere. Natürlich ist dem nicht so, aber gegen Gefühle kommt der Verstand ja nur äußerst selten an. 

Wenn ihr hier demnächst also etwas von Krankheit und gesundheitlichen Problemem lest, wird es sich wahrscheinlich um die o.g. Erkrankung handeln. Und ja, ich bin natürlich in Behandlung. Denn nur mit dem Wissen um die Krankheit kommt ja nicht automatisch die Heilung. Ich wollte einfach nur mal darlegen, was mit mir so los ist. Ja, es ist ein sehr persönliches Thema, aber warum daraus ein Geheimnis machen? Psychische Erkrankungen sind so häufig, dass das Versteckspielen und Tabuisieren endlich mal ein Ende haben muss. 

Ich hoffe, dass es euch allen gut geht. Und wenn nicht, sucht euch Hilfe.  Und immer dran denken:

"Everytime you feel like giving up, remember why you held on for so long in the first place." Rev Run. 

Lasst es euch gut gehen.

2 Kommentare:

  1. Ich drücke dir ganz doll die Daumen, dass du eine Lösung für dich findest!

    Liebe Grüße aus Hamburg

    P.S. Burberry lässt grüßen ;o)

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    1. Aach. Frau Burberry. :) Danke für deinen lieben Kommentar. Es ist irgendwie schön, wenn man ein Gesicht dazu hat. Nochmal danke für deine lieben Worte.
      Grüße in den hohen Norden.

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